Spurenstoffe im Wassereinzugsgebiet
Bei Spurenstoffen handelt es sich um chemische Verbindungen wie Arzneimittel, Nahrungsmittelzusätze (Süßstoffe etc.), Kosmetika und Pflanzenschutzmittel, die mittlerweile durch die hoch empfindlichen Analysemethoden sowohl im Abwasser als auch im Grund- und Oberflächenwasser nachzuweisen sind. Über die natürlichen Wasserressourcen können sie auch in das Trinkwasser gelangen. Die Konzentrationen dieser Stoffe bewegen sich im Mikrogramm- (ein Millionstel Gramm) und Nanogrammbereich (ein Milliardstel Gramm), sodass nach heutigem Wissensstand keine gesundheitlichen Beeinträchtigungen für den Menschen gegeben sind.
Das Wasserwerk Gerauer Land untersucht das Grundwasser im Zustrom der Brunnengalerie (Einzugsgebiet) auf verschiedene Spurenstoffe. Parameterumfang und Untersuchungszyklus in Bezug auf Spurenstoffe im Trinkwasser werden in Abstimmung mit den Behörden angepasst.
Die gemessenen Spurenstoffkonzentrationen im Trinkwasser sind deutlich geringer als im Einzugsgebiet der Förderbrunnen. Dies ist zu erklären, da die Brunnen aus tieferen Horizonten fördern und nicht unmittelbar mit den beprobten Messstellen in Verbindung stehen müssen.
Die Ergebnisse unserer Spurenstoffanalysen im Wassereinzugsgebiet stellen wir Ihnen selbstverständlich gerne zur Verfügung: Spurenstoff-Analysen im Wassereinzugsgebiet.
Auch die Spurenstoffe im Trinkwasser analysieren wir vorsorglich. Hier geht es zu den Ergebnissen.
Fragen und Antworten zu Spurenstoffen
Viele der möglichen Fragen zum Thema Spurenstoffe werden in den nachfolgenden FAQ beantwortet:
Als Spurenstoffe werden chemische Verbindungen bezeichnet, die in extrem geringen Konzentrationen. d.h. im Bereich von einem oder weniger Mikrogramm (μg) pro Liter in natürlichen Gewässern vorkommen können. Ein Mikrogramm ist ein Millionstel Gramm. Zu den organischen Spurenstoffen werden beispielsweise Arzneibestandteile, Industriechemikalien oder Lebensmittelbestandteile wie künstliche Süßstoffe gezählt.
Aus zwei Gründen wird bundesweit immer häufiger über Spurenstoffen berichtet:
- Die Verfahren zur Analyse der Umweltmedien wie Wasser werden immer leistungsfähiger und feiner. In Folge dessen lassen sich Stoffe aufspüren, die früher unentdeckt geblieben sind.
- Durch das allgemeine Konsumverhalten und den demografisch bedingten Arzneimittelverbrauch gelangen immer mehr chemische Stoffe in den natürlichen Kreislauf.
U.a. durch Verbraucheraufklärung soll der Eintrag der Spurenstoffe in die Umwelt reduziert werden.
Unsere Kunden sollen das Trinkwasser aus dem Wasserwerk Gerauer Land auch weiterhin unbeschwert genießen können. Dazu gehört es, offen und transparent über Qualitätsfragen zum Trinkwasser zu informieren. Daher informieren wir über das gesetzlich vorgeschriebene Maß hinaus zum Thema Spurenstoffe und zur Sicherstellung der Trinkwasserqualität.
Nach heutigem Wissensstand sind die im Grundwasser des Wasserwerks Gerauer Land auftretenden Spurenstoffe in ihrer Parameteranzahl und Konzentration derart gering bzw. nicht vorhanden, so dass Sie das Trinkwasser weiterhin unbeschwert genießen können.
Um die in geringsten Konzentrationen auftretenden Spurenstoffe aus dem Trinkwasser fernzuhalten, müssten technisch aufwändige und sehr kostenintensive Verfahrenstechniken eingesetzt werden. Unabhängig davon kann nicht sichergestellt werden , dass alle Spurenstoffe entfernt werden. Da die vorhandenen Konzentrationen derart gering sind, das nach bisherigem Kenntnisstand gesundheitliche Beeinträchtigungen nicht zu besorgen sind, bedarf es auch keiner zusätzlichen Aufbereitung.
Die Eintragspfade für Spurenstoffe sind vielfältig. Bäche nehmen u. a. geklärtes Ablaufwasser aus Kläranlagen auf und können in das Grundwasser infiltrieren.
Außerdem können aus landwirtschaftlichen Flächen in der Region Rückstände aus eingesetzten Pflanzenschutz- und Düngemittel in das Grundwasser gelangen.
Auch können durch Regenereignisse Schadstoffe aus der Luft und von Straßenoberflächen und Bahnstrecken in den Untergrund gelangen.
Siehe auch Grafik „Wassernutzung im Kreislauf“.
Untersuchungen auf Spurenstoffe werden in den Vorfeldmessstellen im Einzugsbereich unserer Grundwasserbrunnen, in den Grundwasserbrunnen und im Trinkwasser durchgeführt. Die entsprechenden Werte werden hier veröffentlicht.
Für die vorausschauende Überwachung der Grundwasserqualität wurde das Monitoringkonzept "Vorsorgender Grundwasserschutz für das Wasserwerk Gerauer Land" erstellt. Demnach werden ausgewählte Vorfeldmessstellen im Zustrom unserer Grundwasserbrunnen zwischen der Autobahn A5 und dem Brunnenfeld auf eine Vielzahl von Parametern untersucht.
Es wurden Vorfeldmessstellen zur einmaligen Beprobung ausgewählt. An insgesamt 7 Vorfeldmessstellen im Einzugsgebiet der Grundwasserbrunnen findet eine jährliche Beprobung statt.
Die Spurenstoffe liegen in Konzentrationen von Mikrogramm (μg) pro Liter vor, teilweise auch noch weit darunter. Ein Mikrogramm ist ein Millionstel Gramm.
Die Besonderheit bei Spurenstoffen ist ihre extrem geringe Konzentration von 1 Mikrogramm (ein Millionstel Gramm) und weniger. Diese geringen Konzentrationen kann man sich kaum vorstellen, sie sind aber dank modernster Analysemethoden messbar. Um die Größenordnung der Konzentration zu veranschaulichen: Ein Mikrogramm eines Spurenstoffs in einem Liter Wasser ist etwa so viel, als würde man einen 3 Gramm Zuckerwürfel in einem Olympiaschwimmbecken mit 2,5 Millionen Liter Wasser auflösen.
Das folgende Beispiel einer häufig in den natürlichen Gewässern vorkommenden Spurenstoffkonzentration verdeutlicht dies: Beim Spurenstoff Acesulfam-K, einem weit verbreiteten Süßstoff, der auch in Vorfeldmessstellen und einzelnen Brunnen des Wasserwerks Gerauer Land gemessen wurde, liegt die für Erwachsene täglich ohne Gesundheitsbeeinträchtigung verträgliche Menge (ADI-Wert) bei 585 Milligramm. Das sind 585.000 Mikrogramm täglich. Man müsste folglich 585.000 Liter Wasser mit einer Acesulfam-Konzentration von 1 Mikrogramm pro Liter am Tag trinken, um den angeführten ADI-Wert zu erreichen.
Die Proben zur Feststellung von Spurenstoffen werden durch das Wasserwerk Gerauer Land bzw. das beauftragte Labor an zwei Stellen entnommen:
- An sogenannten Vorfeldmessstellen im Einzugsbereich der Grundwasserbrunnen, d.h. im unterirdischen Grundwasserzustrom der Brunnen in einer Tiefe von 10 bis 20 m. Die Messstellen befinden sich in einem Gebiet zwischen der Autobahn A5 und der Brunnengalerie.
- Aus dem Trinkwasser des Wasserwerks Gerauer Land.
Der Gesetzgeber hat in der Trinkwasser-Verordnung Grenzwerte für über 50 Parameter, die im Trinkwasser vorkommen können, festgelegt. Diese Grenzwerte dürfen nicht überschritten werden. Darin sind bei Spurenstoffen die Konzentrationen von Pflanzenschutzmittel- und Biozidwirkstoffen sowie ihrer relevanten Metabolite, Abbau- und Reaktionsprodukte mit 0,1 Mikrogramm je Liter (μg/l) pro Einzelstoff bzw. 0,5 μg/l in der Summe begrenzt.
Da nicht alle denkbaren Stoffe in der Trinkwasser-Verordnung erfasst sein können, gibt es dafür auch keine Grenzwerte zur Beurteilung der gesundheitlichen Relevanz.
Für alle anderen organischen Stoffe erfolgt die Bewertung anhand von sogenannten Vorsorge-, Orientierungs-, Leit- und Maßnahmenwerten. Diese werden vom Umweltbundesamt (UBA) in Zusammenarbeit mit der Trinkwasserkommission, dem Bundesministerium für Gesundheit und dem Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) nach dem jeweils neuesten wissenschaftlichen Kenntnisstand zur Humantoxikologie für die einzelnen Stoffe festgelegt. Danach sind Stoffe, die nachweislich keine gentoxischen Eigenschaften aufweisen, generell gesundheitlich unbedenklich, wenn ein gesundheitlicher Orientierungswert (GOW) von 0,1 Mikrogramm je Liter dauerhaft unterschritten wird; für gentoxische Substanzen wird ein um Faktor 10 niedriger Wert angesetzt.
Alle im Grundwasser des Wasserwerks Gerauer Land gemessenen Spurenstoffwerte sind unter Berücksichtigung dieser Vorgaben gesundheitlich unbedenklich.
Wie jedes andere Gewässer sind auch die vom Wasserwerk Gerauer Land zur Trinkwasseraufbereitung genutzten Grundwasserschichten ein Teil des natürlichen Wasserkreislaufs (siehe Grafik Wasserkreislauf Gerauer Land. In diesen natürlichen Kreislauf dringen Stoffe ein, die menschlichen Ursprungs und weitgehend unvermeidbar sind. Es dauert zwar sehr viele Jahre, bis Stoffe in das Grundwasser eindringen, einen absoluten Schutz kann es aber nicht geben (siehe Grafik Woher kommt unser Wasser?). Der wirksamste Schutz ist, die Stoffe möglichst gar nicht in den natürlichen Wasserkreislauf eindringen zu lassen.
Der Schutz der Trinkwasserqualität hat für das Wasserwerk Gerauer Land absoluten Vorrang. Um technisch aufwändige und kostenintensive Nachsorgemaßnahmen zu vermeiden, liegt der Schwerpunkt auf "Sicherung der Trinkwasserqualität durch Vorsorgenden Grundwasserschutz".
Daher wurde im Jahr 2015 das Monitoringkonzept “Vorsorgender Grundwasserschutz" gestartet. Aus sogenannten "Vorfeldmessstellen" im Einzugsgebiet der Brunnen werden seit diesem Zeitpunkt in ca. 10 bis 20 Metern Tiefe Wasserproben entnommen. Diese werden auf "potenzielle Belastungsquellen für das Grundwasser" untersucht.
Zum Untersuchungsumfang zählen über 200 Inhaltsstoffe. Mit Hilfe dieses Programms sollen mögliche Gefährdungen für das Trinkwasser frühzeitig erkannt und der Bedarf für die Entwicklung zusätzlicher Schutzmaßnahmen bestimmt werden. Sollte sich dieser Bedarf abzeichnen, wird sich das Wasserwerk Gerauer Land unverzüglich mit den Aufsichtsbehörden über geeignete Maßnahmen abstimmen.
Dieses Programm soll in Kürze um zusätzliche Stoffe, die typischerweise aus Abwasserbehandlungsanlagen stammen, erweitert werden. Zudem ist vorgesehen, zusätzliche Grundwassermessstellen zu bohren, die bis in den tieferen Bereich des Grundwasserleiters hineinreichen. Mit diesen Maßnahmen soll ein noch höheres Maß an Sicherheit geschaffen werden.
Siehe auch Grafik „Woher kommt unser Wasser?“
Jeder kann einen Beitrag zur Reduzierung von Spurenstoffen leisten:
- Medikamente sollten nicht in der Toilette oder im Ausguss entsorgt werden. Hierfür ist die Restabfalltonne vorgesehen, manchmal nehmen auch Apotheken nicht mehr benötigte Arzneimittel zurück.
- Reinigungsmittel und andere Chemikalien sollten sparsam eingesetzt und ihre Reste keinesfalls über die Toilette oder den Ausguss entsorgt werden.
- Das Gleiche gilt für Farben und Lacke, denn auch ihre chemischen Bestandteile könnten sonst in den Wasserkreislauf gelangen.
- Pestizide sollten in Gärten nur sehr zurückhaltend und streng nach den Dosierungsvorschriften verwendet werden. Auch für die Natur besser wären umwelt- und naturfreundliche Alternativen.
- Auch die Landwirtschaft kann einen Beitrag leisten, in dem Düngemittel und Pestizide verantwortungsvoll ausgebracht werden.
- Verbraucher könnten beim Einkauf auf die Umweltfreundlichkeit der Produkte achten und nachhaltig konsumieren.
Spurenstoffe gelangen nicht nur über die Kläranlagen in die Gewässer, sondern beispielsweise auch über die Landwirtschaft oder von Straßen.
Zudem können zahlreiche Arzneimittelwirkstoffe und andere Spurenstoffe in Kläranlagen nach dem Stand der Technik nur unvollständig abgebaut werden, sodass sie in die Oberflächengewässer gelangen können. Ein solcher Stoff, der nicht zurückgehalten werden kann, ist beispielsweise Acesulfam.
Eine weitergehende Reduktion lässt sich durch Anwendung zusätzlicher Reinigungstechniken wie Ozonung oder Behandlung mit Aktivkohle erreichen (so genannte "4. Reinigungsstufe" an Kläranlagen). Dies ist allerdings mit einem erhöhten Energie- und Kostenaufwand verbunden.
Weitergehende Informationen liegen uns als Wasserversorgungsunternehmen dazu nicht vor.